Walter Ahlborn
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richtig Lüften

Bautrocknung

richtig Lüften

Auf den ersten Blick mag es überraschen, daß zum Thema Lüften ganze Bücher oder lange Artikel geschrieben werden. Ist es doch eigentlich sehr einfach, zur gegebenen Zeit das Fenster zu öffnen und frische Luft hereinzulassen. Die Praxis sieht aber anders aus. Da müssen sich Gutachter, Richter, Mietervereine und die Verbraucherberatung mit den Folgen des Lüftens befassen.  

Wenn Mietervereine bei auftretendem Schimmel schnell zu Mietkürzungen raten, wenn Energieberater als Heilmittel eine Dämmung verordnen, dann besteht aber immer noch die Gefahr, daß die wirkliche Ursache nicht genau ergründet wurde.

Keineswegs ist es so, wie immer betont wird, daß es an »modernen«, gut gedämmten Wänden keinen Schimmel mehr gibt. Je besser die Isolierung und Abdichtung zum Zwecke der Energieeinsparung, um so wichtiger wird ausreichendes Heizen und Lüften.

Die Angst vor Wärmeverlusten mag viele dazu bewegen, die Fenster wenig zu öffnen. Es ist allerdings überaus wichtig, überschüssige Feuchtigkeit aus der Wohnung herauszuschaffen.

richtig Lüften im Winter
richtig lüften

Ein Beispiel zum Feuchtehaushalt

In einer 100 m2 großen Wohnung befinden sich bei 20 Grad und 65 % relativer Luftfeuchtigkeit etwa 2,8 l Wasser in der Raumluft. Durch Baden, Duschen, Kochen, Waschen, Wäsche trocknen, Atmen, Pflanzen etc. werden in einem 4 Personenhaushalt bis zu 10 Liter am Tag der Raumluft zugeführt.  

In den meisten Wohnungen reicht es, mindestens zwei Mal am Tag, morgens und abends, ausreichend zu Lüften. Wenn die Scheiben morgens beschlagen sind, ist der Luftwechsel besonders am Abend wichtig. Der einfachste und schnellste Weg, die relative Luftfeuchtigkeit zu senken, ist die Zufuhr kalter Luft. Wer Feuchtigkeit weglüften will um eine zu hohe relative Luftfeuchtigkeit zu senken, sollte besonders dann regelmäßig lüften, wenn die Außentemperaturen unter den Innentemperaturen liegen.  

Lüftungswärmeverluste und  Energieeinsparung

Einem ausreichenden Luftaustausch steht oft die Angst vor den immer wieder betonten Wärmeverlusten entgegen. In den Berechnungen der "Energiesparer" werden aus einem Wärmebedarf und einem Lüftungsbedarf plötzlich alles Verluste, die es mit allen Mitteln zu vermeiden gilt. Selbst auf Kosten der Gesundheit und hoher Investitionen. Der Vorteil einer kleinen zusätzlichen Einsparung muß dann auf der anderen Seite aber wieder mit Nachteilen erkauft werden. Die komplexe Betrachtung der Problematik fehlt.  

Die durch Wohnen produzierte Feuchtigkeit muß aber regelmäßig durch Luftaustausch abtransportiert werden. Ein Hygrometer kann hier helfen, die tatsächliche Luftfeuchtigkeit zu beobachten.

Wer regelmäßig im Winter Stoßlüftung macht und seine Raumluftfeuchtigkeit bei unter 60 % hält, kann langfristig sogar Energie einsparen, da der Heizenergiebedarf zur Erwärmung relativ trockener Luft sinkt. Allgemein gilt es, Kondensfeuchtigkeit zu vermeiden.

Kondensfeuchtigkeit

Kondensation tritt immer dann auf, wenn eine Luft mit einer zu kalten Oberfläche in Berührung kommt. Somit kommen zwei Faktoren als Ursache in Frage:

  • zu geringe Oberflächentemperatur der Wände
  • zu hohe relative  Luftfeuchtigkeit

Welche Ursache vorliegt, läßt sich durch eine Messung der Oberflächentemperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit sehr schnell und einfach feststellen. Kondensat, welches beim »schwitzen« der Luft entsteht, ist destilliertes Wasser, daß hervorragend Nährstoffe aus Untergründen, Tapeten und Farben herauslöst. Eine ideale Nahrungsquelle für Schimmelpilzsporen.

Kondensfeuchtigkeit kann in unseren Häusern das ganze Jahr über vorkommen. Im Winter meistens in der Wohnung (oft vom Schimmelpilz gefolgt), im Sommer dann in den Kellern oder kühleren Räumen. Bisher war Schimmel meistens nur im Winter ein Beratungsthema. In neuerer Zeit häufen sich aber die Fälle, in denen auch im Sommer Schimmel auftritt; zum Beispiel  in Häusern mit Vollwärmeschutz, oder in Kellern von Wohnanlagen, in denen im Sommer Wäsche getrocknet wird.  

Bei etwa der Hälfte der Anfragen wegen Schimmelpilzproblemen handelt es sich um gut gedämmte Neubauten. Wenn immer wieder betont wird, daß durch eine Wärmedämmung  keine Innenkondensation und Schimmel mehr auftritt, beweist die Praxis in sehr vielen Fällen das genaue Gegenteil. Es kann in solchen Häusern durch falsche Lüftungszeiten sogar im Sommer Schimmel geben. Die in Sachen Energiesparen vorbildlichen Schweden, deren Dämmechniken bei uns noch als vorbildlich gelten, haben die ersten starken Probleme mit »Schimmelhäusern«.

Bei den Eingriffen, die im heutigen Bauwesen zu Schäden führen, sind als die drei Wesentlichsten  zu nennen:

Wegfall der »natürlichen« Fensterfugenlüftung durch Einbau neuer, dampfdichter Fenster

Wegfall der Membranfunktion der Außenwand durch ungeeignete Dämmungen, zu dichte Putze oder Farben.  

Wegfall der freien Fensterlüftung durch Einbau kontrollierter Lüftungsanlagen (für die nächste Wärmeschutzverordnung geplant)

Beim Einbau neuer, luft- und somit dampfdichter Fenster wird es immer versäumt, die Kunden darauf hinzuweisen, daß sie zukünftig ausreichend lüften müssen. Wenn dann zwar die Kälte draußen bleibt, bleibt aber der Dampf drinnen. Wird die fehlende Zuluft nicht durch gezieltes Lüften ersetzt, treten in der Folge Schäden auf.  

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein älteres Ehepaar hatte sich durch ein neues Fenster im Schlafzimmer eine Ersparnis bei den Heizkosten erhofft. Im ersten Winter danach traten an der Außenwand Schimmelflecken auf, die es 20 Jahre lang nicht gegeben hatte. Der Berater, der um Rat gefragt wurde, empfahl  den Wärmeschutz der Wände zu verbessern. Messungen ergaben aber, daß nicht die Wände zu kalt, sondern die Luft zu feucht war.  

Zwei Erwachsene atmen in einer Nacht bis zu ein Liter Wasser aus, das von der Raumluft aufgefangen werden muß. Ist der Raum klein und die Raumluft so kühl, daß sie wenig Wasserdampf aufnehmen kann, kondensiert der Feuchtigkeit an den kältesten Oberflächen im Raum.  

Durch ein wenig Zuluft in der Nacht und eine tagsüber geschlossene Schlafzimmertür wurde das Problem in diesem Fall gelöst.  

Die Regulation der Raumluftfeuchtigkeit

Bei den modernen Abdichtungsmaßnahmen zum verbesserten Wärmeschutz wird die Regulation der Raumluftfeuchtigkeit ein Problem mit zunehmender Brisanz. Allen Bestrebungen zur Energieeinsparung wirkt eine steigende Luftfeuchtigkeit und die daran gekoppelte Materialrestfeuchtigkeit entgegen. Zwischen der relativen Luftfeuchtigkeit und hygroskopischen Baustoffen stellt sich im Laufe der Zeit ein Feuchtegleichgewicht ein. Holz zum Beispiel hat bei 20 Grad Raumtemperatur und 50 % rel. Luftfeuchtigkeit eine Feuchte  von 9,2 %. Herrschen 80 % relaltive Luftfeuchtigkeit hat es bereits 16 % Feuchte.

Bei ständig überhöhter Luftfeuchtigkeit ist auch die Ausgleichsfeuchte im Mauerwerk um einige Prozentpunkte höher und dadurch steigt die Wärmeleitfähigkeit, die Wärmespeicherfähigkeit und der k-Wert, denn:

  • 1% (Vol.%) Materialfeuchtigkeit reduziert den Dämmwert um 5 %
  • Für wegfallende Funktionen muß ein Ausgleich geschaffen werden


Bereits vor 2000 Jahren forderte Vitruv, ein römischer Baumeister, daß eine Wand in der Lage sein müsse, Feuchtigkeit nach außen abzugeben. Überall dort, wo wir diese natürliche und notwendige Funktion wegnehmen, müssen wir auch einen Ausgleich dafür schaffen.  

Werden Dämmsysteme auf der Außenwand eingesetzt, die nicht benetzungsfähig (kapillarfähig) sind, geht außer der Sonnenwärme auch noch die Verdunstungsfläche für eine kostenlose Verdunstung nach außen verloren. Geschieht die Verdunstung nach innen, muß durch die Heizung die der Wand bei der Verdunstung entzogene Wärme ausgeglichen werden.

Aus den bisherigen Schilderungen läßt sich leicht ersehen, welchen Einfluß Feuchtigkeit in unseren Häusern haben kann. Durch richtige Belüftung lassen sich feuchte Keller, Schimmel, Gesundheits-, und Bauschäden und hohe Heizkosten vermeiden. Diese Vorteile können oft schon durch genügende Aufklärung und ein wenig Aufmerksamkeit erzielt werden.

 

Vertiefte Informationen finden sich in dem Lüftungsleitfaden von Ernst Vill.

Bautrocknung, Leckortung, Geräteverleih,
Dämmschichttrocknung, Wasserschadenbeseitigung
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